22.08.2011

Fools of the world unite!

Photo: Andreas Hartmann
Photo: Klaus Fleige
Photo: Klaus Fleige




Photo: Klaus Fleige


Photo: Klaus Fleige

The audience in AnSturm got fooled be the revolutionary Fool Ylva Jangsell!!

Further Information:  http://www.foolsoftheworldunite.com/

Photos from the video "The King is Blind" von Sharon Paz

Photo: Andreas Hartmann
Photo: Klaus Fleige

Photo: Andreas Hartmann

Photo: Andreas Hartmann

Photo: Klaus Fleige
http://www.sharonpaz.com/index.php?/project/biog/



Photos from the performance







 Photos: Andreas Hartmann, Hildesheim










Photos: Klaus Fleige

10.05.2011

Kritik von der Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 7.Mai 2011

Auf teuflische Weise verrückt
Theatergruppe „cultura“ zeigt am Hafen mit „AnSturm“ große Performancekunst

Von Stephanie Drees

HILDESHEIM. Die Menschen laufen in Scharen über eine graue Hauswand. Sie rennen weg vor der Zerstörung, werfen die Oberkörper über die Reling von Schiffen, die sie in sichere Häfen bringen sollen. Und zu ungewissen Zielen. In der Projektion liegen ihre Bilder wie Schichten übereinander. Die medialen Dokumente der vergangenen Wochen, dazwischen Gesichter der Fernseh-Matadore, bestimmt von professioneller Anteilnahme.

Die Dimensionen der Wirklichkeit und Wahrnehmung sind in der Performance „AnSturm“ auf teuflisch-durchdachte Weise verrückt. Was heißt in einer globalisierten, von Informationsfluten fast ertränkten Realität, Verantwortung? Kann man sie in letzter Konsequenz übernehmen – wenn schon nicht für andere, dann wenigstens für sich selbst?

Stellt man im Theater Fragen dieser Art, geht flugs die entlastende Maschinerie der Betroffenheitskunst los. Migration, das Fremde, der Wohnzimmer-Imperialismus, der in uns allen steckt, jeder, der sich selbst der Nächste ist. Und dann noch Shakespeare und sein „Sturm“: ein Kolonisationsdrama, die Domestizierung des „wilden Mannes“ und die Frage, ob die eigene Utopie nicht zwangsläufig die des anderen zerstört. Zusammengefasst könnte man sagen: Das, was die Performer, Sounddesigner und Filmer der Gruppe „Cultura“ da tun, ist theatraler Wahnsinn. Wie soll so etwas funktionieren, ohne in das Klagelied des gemütlichen Weltschmerzes einzustimmen?

In Autos und abgebrühter Schleuser-Manier beginnt de „Überfahrt“. Am Hafen, einer Kulisse, die in der Dämmerung von industrieller Trostlosigkeit gähnt, warten die Vorarbeiter und Chefs in Blaumännern. Die Kälte kriecht langsam zwischen Kiesbergen und dunklen Ecken hervor, doch die Herrschaften sind von professioneller Geschäftigkeit. Formulare müssen ausgefüllt und Fotos geschossen werden, die Anweisungen sprechen eine fremde Sprache, und kein Stift funktioniert. Willkommen in der neuen Welt. Das Migrantenschicksal scheint besiegelt.

Der Bruch, das verzwickte Spiel zwischen Theatralem und Gegenwärtigem, gehört zu „AnSturm“ genauso wie die Poesie. Der Katalog der intermedialen Spielereien, die im freien Theater nicht fehlen dürfen, ist lang, trotzdem wirkt nichts kopiert. Nach dem langsamen Aufbaus des Flüchtlingsegos in musikalischen Wanderungen durch die technokratische Geisterstadt, werden die Zuschauer zu Eroberern einer Festung, in deren Innerstem sich eine der bekanntesten Geschichten der Geschichte wiederholt. Als Schwarzlichttheater, einem kleinen Wunderwerk eines anachronistischen Bühnenmythos, erzählt „Cultura“ die shakespeareschen Motive von Vertreibung, Täuschen, Herrschaftsansprüchen und Neubeginn. Hinein- und herausgescheucht aus den Illusionen, Ängsten und Sehnsüchten wird der Zuschauer auf dieser beklemmenden und großartigen Reise immer wieder auf sich zurückgeworfen. Der Blick hinter die Schattenwand: In einem Ganzkörperanzug aus schwarzem Nylon rudert das Sinnbild des Fremden, Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand. Und wenn er tatsächlich kommt?

20.04.2011

ANSTURM


 ist kein Shakespeare-Stück

...sondern Interaktion, Hafenrumlauferei, eine Ruder-erfahrung, Rolltorballett, Überforderung, Wasserverschüttung, eine nachträgliche Vorwegnahme, ein Make-up Kurs, alternative Toilettennutzung, Kino, britisch-schwedische Volksschau-spielerei, eine explosive Busfahrt, Schwarz/Weiß denken und handeln, konzeptfreies Rumgehopse, Total Performance, romantische Aussichten, Schattentheater, Antiromantik, Sex in the Hafenwendebecken, Papierboote, Fitness, einfach zu viel, eine Antwort auf die globale Überforderung des Einzelnen, eine Naturgewalt, Blasentraining, , ein/zwei tolle Lieder, eine Antwort und zehn Fragen, eine Dauerwelle, bestürmt werden, eine weitere Katastrophe, Innehalten, die neuen Revolutionen, der Name einer ’Gated Community’, die Feststellung, dass wir in einer doofen Welt leben, auch wenn das jeder hätte sagen können, German Angst in action, stummes Theater, strahlende Gesichter, Aufsagen von William S. Texten, Harmoniefreiheit, das Nachdenken darüber, was wohl ein menschlicher Tsunami sein soll....
 
2009 haben wir von cultura angefangen die Ideen für unser neues Projekt ANSTURM zu konkretisieren, eine Site-Specific-Performance rund um Tsunamis, Flüchtlingsströme und unsere Ängste vor dem Fremden. 2011 hat die Wirklichkeit unser Vorhaben eingeholt. Wir sind sehr durcheinander und wollen dieses Gefühl für zwei Stunden mit euch teilen.

Von und mit Ylva Jangsell, Danielle Ana Füglistaller, Jürgen Salzmann, Karl-Heinz Stenz
In enger Kooperation mit Sharon Paz (The King is Blind) und weiteren künstlerischen Beiträgen von Andreas Müller, Bo Wiget, Volker März und Bernadette La Hengst, Camilla Fehér und Tobias Vethake

Eine Produktion von cultura e.V.
mit freundlicher Unterstützung der Firma Ahlborn, Hafenbetriebsgesellschaft mbH, der Firma Rhenus Logistics, der Firma Agravis Südniedersachen und dem THW, Ortsverband Hildesheim


Gefördert von Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Stiftung Niedersachsen und Sparkasse Hildesheim.

19.04.2011

Der Titel ANSTURM steht für vieles


Er steht für den Ansturm......
an Informationen, denen wir in den verschiedensten Medien tagtäglich ausgesetzt sind und deren Zuordnung, Unterscheidung und Bewertung immer schwerer fällt.
... an Gefühlen, wenn wir im 15-Minuten-Takt Nachrichten von weltumspannenden Ereignissen hören und gleichzeitig ein Defizit an eigenem Handeln und Reagieren in uns spüren.
Er steht für den Sturm...
... als meteorologisches Phänomen.
... als sichtbares Zeichen für ökologische Veränderungen der Erde, für Tsunamis und Tornados.
... als eine mögliche Metapher für unser Dasein.
... als eine bedeutende Zeitschrift des deutschen Expressionismus
... als ein Spätwerk William Shakespeares, welches auf einer Insel spielt.

17.04.2011

LiveArt-Performance im Hildesheimer Hafen

In der römischen Antike prägte der Dichter Lukrez die Metapher vom Schiffbruch vor der Küste und dem Zuschauer auf dem Festland. Zwei Vorstellungen vom Dasein: Einerseits die gewagte Schiffreise mit der Chance auf „neue Ufer“ und andererseits das Verbleiben im sicheren Hafens, um den Preis niemals Neuland zu erreichen.
Im Rahmen dieser Metapher ist der Hafen der Ort wo sich Daseinsentwürfe scheiden, wo sie aber auch wieder aufeinander treffen. Hier treffen die im Hafen verbliebenen auf die waagemutigen Seefahrer, die sie nach überstandener Reise mit ihren Abenteuergeschichten konfrontieren und ängstigen. Der Hafen, ein sicherer Ort am Festland, wo die Gefährdung der See virulent ist.
In den zeitgenössischen Containerhäfen der Ersten Welt landen keine Abenteurer mehr, sondern die Waren und Güter aus aller Welt, die unseren Wohlstand ausmachen. Und noch immer ist der Hafen Ort, wo auch das Bedrohliche ankommt: als Plagiate der Produktpiraten, als illegale Migration, als exotische Pflanzen oder Tiere ohne natürliche Feinde.
Davon sind die großen Seehäfen normalerweise stärker betroffen als ein kleiner Binnenhafen wie der Hildesheimer. Weit im Inneren gelegen hat er zwar einige Schutzdeiche vor sich, aber Patrouillen wie auf Hoher See am Rande der EU-Grenzen, gibt es nicht, genauso wenig wie intensive Zollkontrollen. In unserer Performance wollen wir jedoch die bereits beschriebenen Bedrohungsszenarien in den Hildesheimer Hafen verlagern. Wer sich bedroht fühlt sucht sich zu schützen.